4. Innenansichten der Kugelkirche
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Die Kugelkirche hatte in den vergangenen ungefähr 500 Jahren eine wechselhafte Nutzung. Nach der Reformation wurde sie, wie einige andere kirchliche Gebäude in Marburg, von der durch Landgraf Philipp dem Großmütigen 1527 gegründeten Hochschule genutzt. Zwischen 1650 und 1658 diente sie der Reformierten Gemeinde als Gotteshaus, ab 1687 bis 1821 für die hugenottischen Refugies. Lange Zeit war die Kugelkirche auch Garnisonskirche, ab 1557 Proviantlager der französischen Truppen, später soll sie auch als Pferdestall, Warenlager und Hörsaal genutzt worden sein.
Nach der Reformation wurde in Marburg erst 1787 für eine kleine katholische Gemeinde der Gottesdienst überhaupt zugelassen, ab 1828 wurden in der Kugelkirche wieder katholische Gottesdienste gefeiert. Im Jahre 1866 erfolgte die Ausrichtung nach Osten mit einem neuen Altar, ab 1899 wurde die stark heruntergekommene Kugelkirche einer Renovierung unterzogen. Die Empore im Westteil der Kirche stammt aus dieser Zeit.
Mehr Details zur Geschichte der Kugelkirche finden sich im Kirchenführer.
Betritt man die Kirche, kommt man zunächst in das Querhaus, das von der Empore überdeckt wird. Hier befindet sich das aus den Jahren 1900 bis 1902 stammende neugotische, reich verzierte Taufbecken mit einer Figur Johannes des Täufers an der Spitze der Abdeckung. Von hier hat man einen guten Überblick über das Kirchenschiff mit dem Altarschrein im Chor, ein Flügelaltar der in der Fasten- und Adventszeit geschlossen ist.
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Wenn man die Kirche über die Stufen des Nordeingangs betritt, sieht man zunächst den neugotischen Elisabethschrein (aus dem Jahre 1900), der mehrere Szenen aus dem Leben der Heiligen Elisabeth, die bekanntlich in Marburg gewirkt hat und am 17.11.1231 dort verstorben ist. Auch der Elisabethschrein ist ein Flügelaltar, der in der Fasten- und Adventszeit geschlossen ist.
Bei den Renovierungsarbeiten im Jahre 2017 wurde eine zugemauerte Pforte entdeckt, durch die man früher über den Nordeingang etwa in halber Höhe die Kirche auf einer Empore betreten konnte. Einzelheiten dazu hier.
Tritt man in das Kirchenschiff ein und richtet den Blick nach oben, bemerkt man ein kunstvolles Netzgewölbe mit original erhaltener Ausmalung in Form von Ranken- und Blumenmotiven. Die Schlusssteine wurden erst bei der Renovierung 1899 ausgestaltet. In der Mitte des Gewölbes erkennt man zwei Bauerngesichter mit weit geöffneten Mündern. Wahrscheinlich wurden hierdurch die Seile der zwei in dem Dachreiter befindlichen Glocken nach unten hindurch geführt.
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Der Altarschrein im Chorraum wurde im Jahre 1886 gekauft. Er wurde aus verschiedenen Altären zusammengesetzt und enthält teils spätgotische, teils ergänzte Teile. Bei geschlossenem Altarflügel sind (links) Maria und (rechts) Johannes Evangelist dargestellt. Im geöffneten Zustand ist eine große Mariendarstellung mit dem Jesuskind dominierend, umgeben von acht Heiligenfiguren. In den Feldern der Flügel des Schreins sind Szenen aus dem Leben Mariens abgebildet. In der Predella stehen Figuren von heiligen Frauen. Das Gesprenge des Schreins zeigt die Krönung Mariens, umgeben von musizierenden Engeln, neben anderen eine Arbeit von Caspar Weiss (1886).
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Das Kleinod der Kugelkirche ist das Sakramentshaus, das links im Chor steht.
Das Sakramentshaus aus dem Jahre 1520 umfasst sieben Stockwerke auf der Grundform eines Achtecks und schließt mit einer Kreuzblume, auf der ein Pelikan thront, der symbolisch für den Opfertod Christi steht.
Auf den Postamenten im Sockel und am Tabernakel standen wohl Heiligenfiguren.
1967 wurde die Kugelkirche den Erfordernissen der Liturgiereform im Sinne des kurze Zeit vorher beendeten II. Vat. Konzils angepasst: Aus dieser Zeit stammen u.a. der Zelebrationsaltar sowie die an der Nordwand anstelle eines Kapitells angebrachte Dämonenfigur:
Sinnbild für alles Unvollkommene im scheinbar Vollkommenen.
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